Weil jede Sprache zählt
Mehrsprachigkeit als Chance wahrnehmen
Das Forum der Kulturen Stuttgart e. V. und Ernst Klett Sprachen haben gemeinsam eine öffentlichkeitswirksame Kampagne initiiert, die auf ihre gemeinsame Begeisterung für Sprachen und Interkulturalität basiert. Das Thema Mehrsprachigkeit soll damit in den Fokus rücken und stärker gefördert werden − weil jede Sprache eine Bereicherung darstellt. Diese Ansicht teilen beide Akteure und möchten erreichen, dass Mehrsprachigkeit als Ressource gesehen wird.
„Mehrsprachigkeit ist etwas völlig Normales, das wollen wir mit unserer Kampagne zeigen“, erklärt Dr. Dolgor Guntsetseg, die als Sprachwissenschaftlerin ehrenamtlich an der Umsetzung des Projektes beteiligt ist. Leider ist dieses Bewusstsein nicht überall selbstverständlich, oftmals fehlt die Wertschätzung für mehrsprachige Menschen oder ist gar mit Vorurteilen behaftet. „Von über 7000 Sprachen, die wir weltweit finden, sind allein 120 in Stuttgart vertreten, das ist eine große Vielfalt.“, so Guntsetseg.
Durch gemeinsame Aktionen soll dieses Verständnis breiter in die Gesellschaft getragen und die Sprachenvielfalt als Ressource eines jeden Einzelnen sowie der Gesellschaft sichtbar gemacht werden. Hierfür wird zur Gestaltung von Sprachenportraits[1] aufgerufen. Diese pädagogisch-linguistische Methode wird dazu verwendet, die eigenen sprachlichen Ressourcen sichtbar zu machen, sie zu reflektieren und anzuerkennen. Damit wird jedem die Möglichkeit geboten aufzuzeigen, inwiefern jede Sprache eine Bereicherung für die Person, der sie in sich trägt, darstellt.
Alle sind zum Mitmachen eingeladen
Und so geht’s: Die Figurenvorlage einfach herunterladen und loslegen. Jeder Sprache, die zu einem gehört, wird eine Farbe zugeordnet. Muttersprache, Fremdsprache, Dialekt oder selbsterfundene Sprache – alles ist erlaubt. Denn es geht um sämtliche Sprachformen, die man in sich trägt. Dann werden die verschiedenen Sprachen in die Figur gemalt. Hierbei entsteht die Möglichkeit, über die eigenen Sprachen und deren Gebrauch nachzudenken. Welche Sprachen trage ich in mir? Wo in meinem Körper verorte ich sie? Welche Farbe gebe ich ihnen und warum? Dabei gibt es kein richtig oder falsch. Es geht auch nicht um das Sprachniveau, auf dem einzelne Sprachen beherrscht werden. Vielmehr geht es darum, was man mit den Sprachen verbindet und wie sie angewendet werden. Spracherleben ist ein wichtiger Teil der Identität und der Persönlichkeit. Jede Sprachenbiografie ist eine wertvolle Ressource und mit teils ganz verschiedenen Emotionen verbunden.
Wo und wie Menschen ihre eigene Mehrsprachigkeit in ihrem Körper ganz individuell verorten, kann über die sozialen Medien visuell transportiert werden. Die Aktion soll möglichst vielen Menschen eine Antwort auf die Frage entlocken: Welche Sprachen trägst du in dir? Unter dem Hashtag #SprachenInMir kann man sein individuelles Spracherleben mit anderen teilen.
Aylin Aydogdu vom Forum der Kulturen Stuttgart e.V. möchte damit weit mehr erreichen: „So ist es auch mit eines unserer Ziele, das Thema Mehrsprachigkeit und Vielfalt der Muttersprachen im schulischen Bildungsplan zu verankern und dabei auch neue Wege im Bildungskontext zu ebnen.“ Als Sprachenverlag bestens vertraut mit den Vorteilen der Mehrsprachigkeitsdidaktik, schließt sich Ernst Klett Sprachen dieser expliziten Forderung nach einer stärkeren Gewichtung der Mehrsprachigkeitskompetenz im Sprachunterricht an.
Kostenfreie Plakate mit bunten Motiven zum Aufhängen:
Hier können Sie die Vorlage für Ihr eigenes Sprachenportrait für herunterladen:
Hier erhalten Sie kostenlose Kopiervorlagen für den Einsatz im Unterricht:
Weitere Informationen für Lehrkräfte:
„Didaktik der Mehrsprachigkeitsforschung" mit Christina Mandt: Videoaufzeichnung / Handout zum Vortrag
„Sind die Churros für hier oder to go?" − Translanguaging im Alltag und im Unterricht mit Vasili Bachtsevanidis: Videoaufzeichnung / Handout
[1] Die Sprachenportraits basieren ursprünglich auf der Idee von Ingrid Gogolin und Ursula Neumann und wurden weiterentwickelt von Hans-Jürgen Krumm und der Forschungsgruppe Spracherleben der Universität Wien (In polis aktuell, 5/2021, S.16, Sprachenrechte)